Theodor-Fontane-Freundeskreis M/V – Kloster Dobbertin
Mitglied in der Theodor Fontane Gesellschaft e.V.
       


 


„John Brinckman und seine Zeit in Dobbertin und Goldberg“ –
Vortrag von Pastor i.R. Egon Wulf; Lesungen: Waltraud Komorowski

Im jüngsten Vortrag der Veranstaltungsreihe unseres Freundeskreises am 14. Mai 2009 ging es zum ersten Mal nicht um Theodor Fontane – wohl aber um eine weitere Referenz an den literarischen Ort Kloster Dobbertin. Diese Bereicherung war uns Grund genug, die Veranstaltung zusätzlich in das Jahresprogramm 2009 aufzunehmen.

Einleitend erwähnte Egon Wulf das traurige Ergebnis seiner „nicht repräsentativen Umfrage“ im Vorfeld der Veranstaltung: nicht allzu viele Menschen in unserer Region können mit dem Namen John Brinckman etwas anfangen. Doch ein erster Vortrag unseres Referenten im Jahr 2006 zum 100. Jahrestag der John-Brinckman-Schule in Goldberg hatte bereits dazu beigetragen, diese bedauerliche Lücke zu schließen.

Leben und Werk John Brinckmans faszinierten Egon Wulf auch in der Folgezeit.

Der niederdeutsche Autor gehört nicht nur in eine Reihe mit Fritz Reuter und Klaus Groth – vgl. Interview mit Pastor Wulf im „Archiv“. Als ein (der Rostocker Obrigkeit in seinen Jugendjahren suspekter) Demokrat, als vorübergehender Emigrant nach Amerika, als Mitglied der Mecklenburgischen Reformbewegung um 1848 – immer spiegelt Brinckmans Biografie auch die prägenden Ereignisse und Strömungen seiner Zeit wider.

John Brinckman, geb. 1814, hat von seiner literarischen Arbeit nie leben können. Bis zu seinem Tod 1870 wirkte er als erfolgreicher (und sehr beliebter) Lehrer und Privatschulleiter in Güstrow, davor in Goldberg. In erster Anstellung nach seiner Rückkehr aus Amerika 1842 arbeitete er jedoch als Hauslehrer: dies zunächst beim Kammerherrn von Schack auf Rey bei Neukalen – und 1844 bis 1846 in Dobbertin, im Hause des Klosterhauptmanns Baron Carl Peter von Le Fort. Über seine pädagogische Arbeit hinaus nahm Brinckman hier, so z.B. als Festredner und interessanter Gesprächspartner, auch am gesellschaftlichen Leben im Damenstift teil.

Dobbertin spielte im Leben John Brinckmans auch noch in anderer Hinsicht eine wichtige Rolle – lernte er hier doch 1842 die Goldberger Arzttochter Elise Burmeister kennen, die vier Jahre später seine Frau wurde und ihm bald auch eine großartige Partnerin in der Arbeit war.

Egon Wulf gab nicht nur einen anschaulichen Überblick über John Brinckmans Leben und seine Beziehungen zu Zeitgenossen, er regte seine Zuhörer auch an, selbst wieder einmal „Kasper-Ohm un ick“ oder „Vagel Grip“ zur Hand zu nehmen. Dazu trug Waltraud Komorowski mit ihren sehr gelungenen Lesungen plattdeutscher Brinckman-Texte bei.

Einer der zahlreichen Besucher dieser anregenden Veranstaltung war zu unserer Freude auch Wolfgang Siegmund, Vorsitzender der John Brinckman Gesellschaft (www.brinckmangesellschaft.de) und Autor zahlreicher Veröffentlichungen über Brinckman. Nicht nur er hatte sichtlich Freude an diesem literarisch-historischen Abend. Auch eine ganze Reihe der anderen Zuhörer bewies in den anschließenden Gesprächen viel Interesse und Sachkenntnis zum Thema.

Mehrfach war der Wunsch zu hören, sich im Rahmen des Fontane-Salons ein weiteres Mal mit John Brinckmans Werk zu beschäftigen – und vielleicht auch noch genauer mit seiner Dobbertiner Zeit.

Gabriele Liebenow

Empfehlung zum Weiterlesen:
Wolfgang Siegmund: John Brinckman 1814-1870. Ein Lebensbild. Altstadt Verlag Rostock 2000.
(ISBN 3-930845-68-7)

John Brinckman: Kasper-Ohm un ick. Die Urform von 1855. Hrsg. von Wolfgang Siegmund unter Mitarbeit von Wilhelm H. Block. Edition Sieben Tore 2001.
(ISBN 3-924579-04-0)

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Vorankündigung:

Do, 14.05.2009 17.00 Uhr, Refektorium im Kloster Dobbertin
E. Wulf, Pastor i.R. (Wendisch-Waren):

Dobbertin, Goldberg und John Brinckman – Literarische (Wieder-) Entdeckung

Herr Pastor Wulf, wie kam es zu Ihrem Interesse für John Brinckman?

Wer sich mit der Literatur des 19 Jahrhunderts beschäftigt, kommt im niederdeutschen Raum an drei Namen nicht vorbei – Fritz Reuter in Mecklenburg, Klaus Groth in Schleswig-Holstein – und eben John Brinckman.

Vor Jahren hatte ich festgestellt, dass die deutlichen Spuren dieses Dichters in unserer Region fast verloren waren. Und so freute es mich, als ich gebeten wurde, zum 100. Geburtstag der John Brinckman-Schule Goldberg im Jahr 2006 einen kurzen Überblick über das Leben ihres Namenspatrons zu geben. Doch dieses Thema ließ mich auch danach nicht los.

John Brinckmans Leben wird doch eher mit Güstrow und Rostock in Verbindung gebracht?

Das stimmt – und ist doch nicht ganz richtig. Brinckman hat einen wichtigen Lebensabschnitt in der Goldberger Region verbracht. Nach seinem vergeblichen Versuch, wie viele seiner Landsleute in dieser Zeit sein Glück in Amerika zu machen, versuchte er 1842, wieder in Mecklenburg Fuß zu fassen – zunächst bei seinem Freund Gustav Lierow, Pastor in Lohmen. Dessen Bruder Ludwig, Aktuarius im Klosteramt Dobbertin, trug vielleicht dazu bei, daß Brinckman im Jahre 1844 die Hauslehrerstelle beim Klosterhauptmann Peter von Le Fort in Dobbertin antreten konnte, die er zwei Jahre lang ausfüllte.

So ist das Kloster Dobbertin in literarischer Hinsicht nicht nur ein
„Fontane-Ort“?

So ist es. Zwar datieren Brinckmans literarische Veröffentlichen erst aus späteren Jahren; dennoch hat die Zeit in Dobbertin und Goldberg in maßgeblich geprägt.

In welcher Weise?

Nun – ich schlage vor, dass Sie Ihre weiteren Fragen einfach bis zum Mai zurückstellen. Ich verspreche Ihnen, dass ich Ihnen und den Gästen des Fontane-Salons Rede und Antwort stehen werde!

Wir nehmen Sie beim Wort – und danken Ihnen für dieses Gespräch!