Theodor-Fontane-Freundeskreis M/V – Kloster Dobbertin
Mitglied in der Theodor Fontane Gesellschaft e.V.
       


 


Jahresbericht 2009

Bereits im ersten Jahr des Bestehens unseres Theodor-Fontane-Freundeskreises M/V – Kloster Dobbertin 2008 fanden seine Veranstaltungen und die Eröffnung einer Ausstellung im Konventsaal des Klosters Dobbertin überregionales Interesse, und sie wurden aufmerksam von der Theodor-Fontane-Gesellschaft begleitet.

Für das Jahr 2009 stellten wir uns neben dem Ziel, anregende literarische Veranstaltungen für unsere Mitglieder und Interessenten zu organisieren, zwei weitere Aufgaben. Zum einen war es unsere Absicht, den neu gegründeten Freundeskreis und das Kloster Dobbertin durch literarische Veranstaltungen an diesem historischen Ort weiter bekannt zu machen – und zum anderen wollten wir Mittel und Möglichkeiten finden, auch über Westmecklenburg hinaus möglichst viele Fontanefreunde von unsere Aktivitäten in Kenntnis zu setzen.

Das Jahr 2009 liegt fast hinter uns – und es war ein erfolgreiches Jahr. Die vier geplanten Fontane-Veranstaltungen mit bekannten Referenten fanden großen Anklang – und es wurde sogar ein zusätzlicher, sehr gut besuchter Vortrag von Egon Wulf möglich, der uns eine weitere literarische Facette des Klosters Dobbertin nahebrachte: seine Verbindung zu John Brinckman.
Gabriele Radecke, Christian Andree, Gotthard Erler und Wolfgang Rasch gehören mit ihren sehr unterschiedlichen Blickwinkeln zu den bekanntesten Fontane-Fachleuten in unserem Land.

In Frau Dr. Radecke ist es die Editorin, die sich um das Freundschafts-Briefnetzwerk um Fontane, Bernhard von Lepel und Mathilde von Rohr verdient gemacht hat. Weitgehend unbekannt war vor ihrer Neuedition des Briefwechsels zwischen Fontane und dem gemeinsamen Freund Lepel, wie eng auch dessen Beziehung zu der alten Freundin in Dobbertin gewesen sein muss. Doch die neuere Fontane-Forschung hält eben auch mehr als ein Jahrhundert nach dem Tod des Dichters weitere Überraschungen bereit.

In Herrn Prof. Andree trat uns ein leidenschaftlicher Sammler von Fontaneana entgegen, dessen engagiertes Suchen und der Erwerb vielfältiger Autographen des Dichters manche Lücke im Fontane-Archiv schließen half. Der Nachlass des Märkers war ja nach seinem Tod nicht nur durch Auktionen und andere Verkäufe in alle Winde verstreut worden; auch die Kriegswirren hatten die Bestände des heutigen Fontane-Archivs dezimiert. Welch ein Glück, wenn ein privater Sammler wie Christian Andree seine Schätze geschlossen an eine öffentliche Einrichtung veräußert, in der sie Fontane-Freunden und der Wissenschaft zur Verfügung stehen.

Herr Dr. Erler steht, was Fontane betrifft, für Forschung, für Editionen – jedoch in erster Linie für die Publikation des Fontane’schen Werks. Die mehr als 40 jährige Arbeit an der Großen Brandenburger Fontane-Ausgabe des Aufbau-Verlags weist den Literaturwissenschaftler nicht nur als Verleger aus, sondern auch als Quellenforscher, Biograph und Editor. Sein Thema bei uns führte ihn jedoch in Fontanes Romane. Der Referent brachte seinen Hörern nahe, in welcher Weise die Vita des Märkers ihm die Hand bei der Gestaltung seiner Protagonisten führt, welchen Personen er seine Lebensweisheit in den Mund legt. So mancher von uns wird diesen Abend als Anregung zum Wieder- und Weiterlesen beim alten Fontane verstanden haben.

Herr Dr. Rasch schließlich steht für die Fontane-Forschung. Seine Personalbibliografie Theodor Fontanes (in Kooperation mit der Humboldt-Universität Berlin und dem Fontane-Archiv in Potsdam) gilt längst als Standardwerk. Neben Romanen und selbstständigen Schriften sind hier auch Fontanes vielfältige journalistische Arbeiten zusammenhängend dargestellt – doch auch viele Wiederentdeckungen und Neufunde in diesem Bereich sind unserem Referenten zu danken. Nicht zuletzt wird auch die Sekundärliteratur über den Dichter immer umfangreicher und liegt dem Interessenten nun in Übersicht vor. Seine akribische Grundlagenforschung hat Wolfgang Rasch auch Funde beschert, an denen er die Fontanefreunde ganz unmittelbar teilhaben lassen kann – so in seinem Vortrag darüber, welche Spuren Fontane in der Anekdote und in der Erinnerung seiner Zeitgenossen hinterlassen hat.

Neben den gelungenen Vorträgen sind auch andere Pläne Wirklichkeit geworden. Seit dem Frühjahr steht unsere homepage im Netz (www.kloster-dobbertin.de/fontane), die regelmäßig gepflegt wird – und deren Ankündigungen und Rezensionen zu einer verlässlichen Informationsquelle für die Fontane-Freunde in unserer Region und darüber hinaus geworden sind. Es freut uns auch, dass der Freundeskreis mehrfach angefragt wurde, wenn sich Reisegruppen spezielle Fontane-Führungen im Kloster Dobbertin wünschten. Besucher kaufen gern unsere Publikationen in der Reihe „Dobbertiner Manuskripte“ – und dank der Initiative des Kloster-Fördervereins ist auch unserer Idee einer Ansichtskarte mit Fontanes Gedicht „Die Tage von Dobbertin“ inzwischen Wirklichkeit geworden. Mit zusätzlichen Einnahmen unseres Freundeskreises aus dem Verkaufserlös unserer Hefte und aus Spenden zu den Führungen konnten wir den Kloster-Förderverein beim Erwerb eines Exemplars des Ordens „Pour la vertu“ für unsere Ausstellung unterstützen.

Das Jahr 2010 steht anlässlich des 200. Geburtstages Mathilde von Rohrs ganz im Zeichen des Themas „Fontane und die Frauen“. Neben den bisher fest geplanten Vorträgen, die diesen Gedanken aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten, werden wir das begonnene Engagement fortsetzen – sei es in der Gestaltung weiterer Fontane-Führungen, für die bereits erste Gruppen angemeldet sind, in Pflege und Ausbau unserer Internetpräsentation oder in der erneuten thematischen Mitgestaltung des Begleitprogramms für Konzertveranstaltungen im Rahmen des Musiksommers MV. Hier und in weiteren Bereichen wollen wir auch die begonnene Kooperation mit dem Verein zur Förderung des Klosters Dobbertin zum gegenseitigen Nutzen vertiefen.

Hier die ersten Veranstaltungstermine (die Zusammenkünfte finden i. d. R. im Refektorium des Klosters Dobbertin statt und beginnen 17.00 Uhr):

17.04.2010
Dr. Inken Formann:
Da steht immer irgendwo ein Kohlrabi.Fontane und die Gärten der Stiftsdamen

19.06.2010
1. Jahresarbeitstreffen des Freundeskreises 2010

03.07.2010
Gotthard Erler:
Fontane und die Frauen

18.09.2010
Brigitte Birnbaum:
Patin Rohr. Zum 200. Geburtstag                       

27.11.2010
2. Jahresarbeitstreffen des Freundeskreises 2010

Eine weitere Veranstaltung – diesmal literarisch-kulinarischer Art – ist für den 06.11.2010 vorgemerkt. Weitere Pläne und Vorhaben sind noch in Arbeit und werden rechtzeitig in unserer Internetpräsentation angekündigt.

Wir wünschen Ihnen und uns allen ein anregendes Fontane-Jahr 2010!

Gabriele Liebenow
Theodor-Fontane-Freundeskreis M/V- Kloster Dobbertin