Theodor-Fontane-Freundeskreis M/V – Kloster Dobbertin
Mitglied in der Theodor Fontane Gesellschaft e.V.
       


 


„Dame von Welt, aber auch Nonne“ –

mit diesen Worten beschreibt Theodor Fontane nicht nur Mathilde von Rohr, sondern darüber hinaus auch recht treffend den gesellschaftlichen Rang der Konventualinnen in den drei Mecklenburgischen Landesklöstern Malchow, Ribnitz und Dobbertin.
Diese Charakterisierung bildete gewissermaßen den Untertitel des ersten Vortrags, zu dem der Freundeskreis in diesem Jahr eingeladen hatte. Denn nur im historischen Kontext – der Entwicklung der genannten Klöster zu klosterähnlichen protestantischen Damenstiften, ihrem Selbstverständnis und den Beziehungen zu den Herrschaftshäusern ihrer Zeit – erschließt sich der eigentliche Gegenstand des Vortrags:

„Dekoration für Damen. Adlige Damenstifte und ihre Ordenszeichen.“

So hatte Axel Attula einen weiten Bogen zu schlagen – von der Errichtung der drei Klöster über die unterschiedliche Entwicklung während der Reformationszeit an ihren Standorten bis hin zur Verwobenheit der entstandenen Damenstifte mit den Mecklenburgischen Landesherren.

Als äußeres Zeichen der Würde der Konventualinnen stifteten die Ehefrauen der Landesherren besondere Ordenszeichen.
Der wichtigste, der Tugendorden ist – in der Dobbertiner Farbgebung –  „[…] ein von der hochseligen Herzogin Louise Friederike 1763 verliehenes Ordenskreuz pour la vertu, an einem blauen mit weiss eingefassten Bande, mit einem, von der wail[and] Durchl[auchtigsten] Herzogin Louise 1787 zum Gnadenzeichen hinzugefügten silbernen Stern auf der linken Brust.“ (Grosherzoglich MecklenburgSchwerinscher Staats-Kalender 1834)

Standesgemäße Differenzierungen zwischen den Dominae und den Damen aus adeligen Familien einerseits und den wenigen bürgerlichen Stiftsdamen andererseits wurden durch die besondere Gestaltung, durch verschiedene Größen und durch die Trageweise der Ordenszeichen zum Ausdruck gebracht. Denn bei aller Sorge um die Präsentation der herausgehobenen Stellung aller Konventualinnen achteten die Stifterinnen in der Auswahl der Insignien doch streng darauf, dass der Abstand zwischen adligen und bürgerlichen Ordensträgerinnen immer ersichtlich blieb.  

Berechtigt zum Tragen eines Ordenszeichen waren bereits die Anwärterinnen auf einen Wohnplatz im Damenstift. Das Augustenkreuz, an einer Schleife an der Schulter zu tragen, war das äußere Zeichen für ihren respektablen Stand bereits vor dem Einzug in den Konvent.

 

     

In einer Zeit, in der sich Frauen im allgemeinen nur über die Stellung ihres Mannes definieren konnten, machte der Stand einer Konventualin diese nicht nur ökonomisch unabhängig; er garantierte ihr auch ein hohes Maß an gesellschaftlicher Selbstständig-keit.
Der Förderverein des Klosters Dobbertin und unser Freundes-kreis konnten kürzlich ein Exemplar eines solchen Ordenszeichens für Anwärt-erinnen erwerben, das auf dieser Veranstaltung gebüh-rend gewürdigt wurde.
Die Ausstellung im Konvent-saal des Klosters Dobbertin dokumentiert auf den Schau-tafeln neben der Geschichte der drei Landesklöster auch die ihrer Ordenszeichen.

Abb.: Mathilde von Rohr während Ihrer Anwartschaftszeit mit dem Präbendenorden

Unserem Referenten gebührt das Verdienst, den vielfältigen Gemeinsamkeiten und Beziehungen der drei Mecklenburgischen Landesklöster Dobbertin, Malchow und Ribnitz nicht nur in seinem Vortrag bei uns, sondern auch in der öffentlichen Wahrnehmung Raum zu geben. Die neue Dauerausstellung im Landeskloster Ribnitz und die gemeinsame Darstellung der Landesklöster auf einem Faltblatt, das auch im Klosterladen Dobbertin erhältlich ist, sind aktuelle Belege dafür.  

Axel Attula hat mit seinem sehr anschaulichen und kurzweiligen, frei vorgetragenen Thema im gut besetzten Konventsaal unser „Mathilde-Jahr“ zum 200. Geburtstag der Freundin Theodor Fontanes eröffnet. Sein Wunsch, eingetragen in unsere Chronik, „Die alten Stifte müssen doch zusammenhalten!!  ist ein wunderbares Motto für die weitere Zusammenarbeit!

Gabriele Liebenow     

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Liebe Fontane-Freunde,

unser Jahresprogramm „steht“ (siehe „Veranstaltungen“) – bald haben unsere Mitglieder und Freunde auch die Papiervariante in der Hand.

Natürlich bezieht sich unser Programm auf Theodor Fontane – doch Dreh- und Angelpunkt der Vorhaben 2010 ist Mathilde von Rohr, deren 200. Geburtstag wir am 9. Juli dieses Jahres begehen könnten, und ihr Leben in Dobbertin. Theodor Fontane wäre es recht – war er doch immer wieder fasziniert von der gewissermaßen „konservierten“ Geschichte, dem Flair, der besonderen Lebensweise, der er bei seinen Besuchen im Damenstift begegnete.

Unsere Referenten sind – natürlich - wiederum ausgewiesene Fachleute, die vor unterschiedlichem beruflichen Hintergrund auf ganz besondere Weise dem Kloster Dobbertin, der preußischen Konventualin und „ihrem Dichter“ verbunden sind.

Mit einigen Programmpunkten betreten wir in diesem Jahr jedoch Neuland.

Neben der bewährten Vortragsform wird es auch zwei Führungen geben, die wir (nicht nur) Besuchern der beiden Konzerte im Rahmen der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern anbieten. Die Fontane-Führung wird parallel zu zwei weiteren thematischen Führungen durch das Kloster stattfinden – eine Form, die wir im vergangenen Jahr erfolgreich „testen“ konnten.

Literarisch-kulinarische Veranstaltungen ins Programm aufzunehmen – mit dieser Idee betreten wir - leider! – nur in unserer Region Neuland. Anderswo gehören solche Veranstaltungen längst zur guten Tradition.
Doch ein „Fontane-Dinner“ passt besonders gut nach Dobbertin – hier wurde schließlich so manches Paket abgeschickt, dessen Inhalt den Speiseplan der Fontanes in Berlin auch in schweren Zeiten bereichern half, und auch Mathildes Rotwein hat dem Besucher stets gemundet…

In diesem Sinne – stoßen wir an auf ein anregendes Fontane-Jahr!    

Gabriele Liebenow