Theodor-Fontane-Freundeskreis M/V – Kloster Dobbertin
Mitglied in der Theodor Fontane Gesellschaft e.V.
       


 


Friedrich der Große im Werk Theodor Fontanes

In diesem Jahr gibt es wohl kaum eine kulturelle Institution in der Region um Brandenburg, die sich nicht dem 200. Geburtstag Friedrichs II. von Preußen widmet.
So auch unser Fontane-Freundeskreis – hat sich doch der märkische Dichter vielfach mit der Historie seiner Region auseinandergesetzt; nicht zuletzt mit diesem preußischen König, von dem es wohl die meisten Biografien und Denkmäler gibt.

Wer sich mit dem Leben Friedrichs II. auseinandersetzen will, findet umfassende Lektüre zuhauf. Und so wählte Günter Rieger in seinem Vortrag, gehalten am 5. Mai 2012 in Dobbertin, einen völlig anderen Weg. Er führte die rund 20 Zuhörer ganz bewusst zu Orten, die mit dem Leben Friedrichs II. verbunden sind – und die auch Theodor Fontane mit geschichtlichem Gespür beschrieben hat.
Natürlich kannten seine Zuhörer manchen dieser Orte, wenn auch nicht aus dem Blickwinkel, den Günter Rieger ihnen präsentierte – nicht nur gut im Hinblick auf sein Thema recherchiert und gewürzt mit Anekdoten um den Preußenkönig und Fontane, sondern auch mit aktuellen Bildern versehen, die Lust auf eigene Anschauung und neue Ausflüge machten. Dies umso mehr, weil einige der Orte in den letzten Jahren aufwändig restauriert wurden, andere erst jetzt zur Besichtigung geöffnet sind.

Hier einige Stationen des anregenden Vortrags – und warum nicht künftige Reisestationen für Fontane-Liebhaber im Friedrich-Jahr?

Schloss Königs Wusterhausen
Hier verbrachte Friedrich II einen Teil seiner Kindheit. Das Schloss, von seinem Vater, dem „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. als Jagdschloss ausgebaut, war ein eher spartanischer Wohnsitz. Friedrich II. erinnerte sich später mit Grausen an die Zeit in dem kalten Gemäuer – und Fontane widmet dem Schloss ein Kapitel in „Spreeland“.

Schloss Köpenick
Hier fand 1730 der Prozess wegen Fahnenflucht gegen Kronprinz Friedrich und seinen Freund Hans Hermann von Katte statt. Fontane berichtet darüber im Kapitel „Die Katte-Tragödie“  (Wanderungen: „Das Oderland“), siehe auch das Kapitel „Schloss Cöpenick“ (Wanderungen „Spreeland“).

Küstrin
In der Festung Küstrin an der Oder hielt Friedrich Wilhelm I. seinen Sohn Friedrich nach dessen missglücktem Fluchtversuch gefangen. Hier wurde auch das vom König verhängte Todesurteil gegen Katte im November 1730 vollstreckt.
Fontane hat Küstrin im „Oderland“ ein umfangreiches Kapitel gewidmet.

Wust
Wust ist der Geburtsort Hans Hermann von Kattes. Hier befindet sich auch die Familiengrabstätte derer von Katte.
Ein Kapitel über die Geschichte des Dorfes von 1707 bis in die Zeit nach 1850 finden wir im Band „Havelland“ der Wanderungen.

Neuruppin
In Fontanes Geburtsstadt diente Kronprinz Friedrich von 1732 bis zu seiner Thronbesteigung im Jahre 1740 als Regimentskommandeur.
Im Kapitel „Kronprinz Friedrich in Ruppin“ (Wanderungen: „Die Grafschaft Ruppin“) berichtet Fontane über diese Zeit.

Schloss Schönhausen
Dieses Schloss in der Nähe Berlins war der Wohnsitz von Königin Elisabeth Christine, der Gemahlin Friedrichs II. Heute ist das Schloss restauriert und als Museum zu besichtigen.
In Fontanes „Spreeland“ kann man im Kapitel „Julie von Voss“ Genaueres über Schloss und Bewohner erfahren. Man erinnert sich vielleicht, dass Theodor Fontanes Großvater Pierre Barthélemy seit Dezember 1807 für etwa vier Jahre das Amt eines Kastellans im Schloss Schönhausen bekleidete.

Zernikow
Friedrichs Kammerdiener Michael Gabriel Fredersdorf erhielt 1740 das Gut Zernikow als Geschenk. Fredersdorf starb 1758. Seine Witwe heiratete später den Freiherrn Hans von Labes. Beider Tochter Amalie Caroline heiratete den Kammerherrn Joachim Erdmann von Arnim. Ihr Sohn war Achim von Arnim.
Im Kapitel „Zernikow“ („Die Grafschaft Ruppin“) erzählt Fontane die Geschichte des Gutes und seiner Besitzer.

Schloss Hubertusburg
In diesem Jagdschloss der sächsischen Könige wurde 1763 der Krieg beendet, der sieben Jahre getobt und Österreich, Preußen, Sachsen an den Rand der Katastrophe gebracht hatte. Aus Rache ließ Friedrich II. das Schloss plündern.
Im Kapitel „Joachim Ernst von Goertzke“ („Das Oderland“) lesen wir von dem Mut des Obristen Johann Friedrich Adolf von der Marwitz, der sich dem Plünderungsbefehl des Königs widersetzte.

Und wenn es eines Reiseführers bedarf und Günter Rieger selbst verhindert sein sollte – auch dafür hat er gesorgt: wer die Orte der „Wanderungen“ in neuem Licht in Augenschein nehmen will, dem sei das Heft „Friedrich der Große. Wegweiser zu Orten des jungen und alten Fritz“ (Texte und Fotos: Günter Rieger) Edition Rieger, 2012 zum Preis von 5,00€ empfohlen.

Unserem Referenten herzlichen Dank für einen anregenden Vortrag - und nicht zuletzt für die Anregung, sich wieder einmal auf Fontanes Spuren zu begeben!

Ingo Schwarz
Gabriele Liebenow

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05.05.2012 - Friedrich der Große im Werk Theodor Fontanes
(300. Geburtstag von Friedrich II. am 24.01.1712)
Vortrag im Friedrich-Jahr
Günter Rieger